14 Android-Security-Apps im Dauertest
Wie stark schwankt die Sicherheitsleistung von Android-Schutz-Apps? Diese Frage beantwortet das Labor von AV-TEST mit einem Dauertest von Januar bis Juni 2020 der einige Überraschungen zu bieten hat.
Das Vertrauen der privaten Android-Nutzer in ihr System und die installierten Apps ist recht hoch. Dieses teils blinde Vertrauen versuchen viele Cybergangster mit verseuchten Apps auszunutzen. Insbesondere jüngere Anwender stehen dabei oft im Fokus. Man bietet ihnen besondere, kostenlose Spiele-Apps an, in denen sich dann oft Trojaner und andere Schädlinge verstecken.
Das Labor von AV-TEST hat 14 Android-Sicherheits-Apps für private Anwender auf ihre dauerhafte Schutzwirkung geprüft. Das Labor unterscheidet Android-Security-Apps für private und geschäftliche Nutzer. So werden beim Test auf die Schutzwirkung für Privatanwender mehr verseuchte Spiele-Apps auf die Geräte losgelassen als etwa Business-Apps.
Dauertest zeigt viel Dauerschutz
Im großen Test von Januar bis Juni 2020 prüfte das Labor 14 Android-Schutz-Apps unter Android 8.0 (Oreo). Im Test finden sich die Apps von AhnLab, Avast, AVG, Avira, Bitdefender, F-Secure, G Data, Ikarus, Kaspersky, McAfee, NortonLifeLock, securiON und Trend Micro. Im Vergleich dazu wurde auch Google Play Protect mitgeprüft, da es auf jedem Android-Gerät mit Googles Play Store automatisch ausgeführt wird.
Das Ergebnis zeigt, dass es einige gute Security-Apps für Android gibt, die auch in einem Dauertest permanent Schutz gewährleisten. Jede App wird in den Bereichen Schutzwirkung, Systembelastung und Benutzbarkeit geprüft. Für jede Kategorie vergibt das Labor bis zu 6 Punkte; also 18 Punkte maximal. Diesen Bestwert erreichten gleich 5 Apps. Sie kommen von Avira, Bitdefender, G Data, NortonLifeLock und Trend Micro. Ganz knapp mit 17,7 Punkten folgt die Kaspersky-App, mit 17,5 Punkten das Schutz-Tool von securiON und dann die Apps von AhnLab und McAfee mit17,3 bzw. 17,1 Punkten. Die 4 weiteren Apps von F-Secure, Ikarus, Avast und AVG erreichten zwischen 16,8 und 15,4 Punkten. Weit abgeschlagen in der Liste landet Google Play Protect mit gerade einmal 6 Punkten.
Wenn Googles Erkennung versagt
Bereits beim Download aus dem Play Store oder später auf dem Android-Gerät sollte Google Play Protect verseuchte Apps zuverlässig erkennen, blockieren und löschen. Die Theorie klingt zwar gut, aber in der Praxis funktioniert das nicht wirklich gut. Das Labor setzte im Testzeitraum von Januar bis Juni 2020 im Real-Time-Test fast 10.000 ganz frisch gefundene verseuchte Apps ein. Danach folgten via Referenz-Set insgesamt noch einmal fast 10.000 etwas ältere und damit oft bekanntere, verseuchte Apps. Das Google-Ergebnis ist ernüchternd: Google Play Protect hat über den Testzeitraum eine durchschnittliche Erkennungsrate im Real-Time-Test von 64,6 Prozent. Das Referenz-Set wurde gar nur zu 45,4 Prozent erkannt. Zur Erinnerung: das sind die älteren, meist bekannteren schädlichen Apps. Google Play Protect übersieht so in den Tests gerundet etwa 3.500 bzw. 5.500 Apps mit versteckter Malware.
Dass es auch anderes geht, zeigen die Apps von Bitdefender, G Data, Kaspersky, NortonLifeLock und Trend Micro. Sie alle erkennen die fast 20.000 schädlichen Apps in beiden Tests ohne Ausnahme: 100 Prozent. Danach folgt die App von Avira mit einem kleinen Fehler im Real-Time-Test: 99,9 Prozent, sonst aber 100 Prozent. Die weiteren Apps von AhnLab, F-Secure, Ikarus und McAfee machen ebenfalls geringe Fehler bei der Erkennung in einem oder beiden Tests. Sie liegen aber noch bei sehr guten 100 bis 99,8 Prozent. Die übrigen Apps von AVG, Avast und securiON schaffen noch Werte zwischen 99,9 und 99,1 Prozent in den Tests.
Wer das System belastet, der fliegt
Eine Schutz-App kann so gut sein, wie sie will: sobald sie das mobile Gerät verlangsamt oder den Akku stark belastet, wird sie vom Anwender gelöscht. Daher prüft das Labor, wie stark die Schutz-Apps das System, sowie den Akku belasten und ob sie viele Daten im Hintergrund verbrauchen. Das Ergebnis ist gut: 11 der 14 geprüften Apps sind in allen Punkten unauffällig und erhalten vom Labor die maximalen 6 Punkte. Lediglich die App von McAfee schickte einmal etwas viele Daten im Hintergrund: das gab nur noch 5,3 Punkte. Die Apps von Avast und AVG verschickten öfters zu viele Daten im Hintergrund: jeweils nur noch 4,7 Punkte. Auch Googles Play Protect ist in diesem Test völlig unauffällig und erhält 6 Punkte.
Gut, Böse oder einfach nicht erkannt?
Es ist natürlich nicht gut, wenn eine Schutz-App eine verseuchte App nicht erkennt. Allerdings ist es ungemein nerviger, wenn die Schutz-App ständig saubere Programme als vermeintlich böse Apps erkennt. Diese Fehlalarme verunsichern die Nutzer und sollten daher nicht vorkommen. Um dies zu prüfen installiert das Labor viele harmlose Apps auf den Testgeräten. Das waren im gesamten Testzeitraum über 6.000 ungefährliche Apps aus dem Play Store und knapp 2.500 weitere harmlose Apps aus anderen Quellen. Das Ergebnis ist eine wahre Überraschung: Play Protect löste in den Tests fast 50-mal einen Fehlalarm bei harmlosen Apps aus, die aus dem eigenen Store stammten. Dazu kamen fast weitere 80 Fehlalarme bei Apps aus anderen Quellen. Daher gibt es im Dauertest in der Kategorie Benutzbarkeit keine Punkte für Google Play Protect.
Es hatten zwar auch andere Schutz-Apps Probleme mit Fehlalarmen, aber die lagen etwa im Bereich 3 bis 10 Fehlalarme. Kasperskys App reagierte minimal über: 5,7 Punkte. AhnLab 5,3 Punkte. Auch die Apps von Avast, AVG und F-Secure gaben ein paar Mal falschen Alarm: 5,0 Punkte. Auch die App von Ikarus verwechselte öfters Freund und Feind: nur noch 4,3 Punkte.
Die Apps von Avira, Bitdefender, G Data, McAfee, NortonLifeLock, securiON und Trend Micro zeigten der Konkurrenz, wie man es macht: keine Fehlalarme und daher volle 6 Punkte.
Google allein macht nicht glücklich
Google gibt sich mit Play Protect sicherlich Mühe, kann aber in Sachen Sicherheit mit den Spezialisten bei weitem nicht mithalten. Play Protect lässt jede zweite oder dritte verseuchte App entweder ohne Aktion gewähren und stuft im Gegenzug recht oft harmlose Apps als gefährlich ein. Daher empfiehlt das Labor den Einsatz einer guten Drittanbieter Schutz-App. Der Dauertest mit 14 Security-Apps hält eine große Auswahl bereit. Die oberen Plätze mit jeweils 18 Punkten sind die Apps von Avira, Bitdefender, G Data, NortonLifeLock und Trend Micro. Sie sind damit uneingeschränkt empfehlenswert.
Mit 17,7 bis 17,1 Punkten folgen die Apps von Kaspersky, securiON, AhnLab und McAfee. Geht man nur nach dem Schutz-Aspekt, dann sind hier auch die Apps von Kaspersky und AhnLab in der Spitzengruppe mit jeweils 6 Punkten.
Sieht man von Google Play Protect einmal ab, dann liegt das schlechteste Ergebnis in Sachen Erkennung immer noch bei 5,5 Punkten. Insgesamt landen 9 von 14 Apps zwischen 17 und 18 Punkten. Das zeigt, dass sie auch auf Dauer gute Partner für den Geräteschutz sind.