VPN-Pakete im Test: Mehr Sicherheit und anonyme Pfade
Wer etwas anonymer im Netz unterwegs sein will, setzt gerne auf eine VPN-Software. Aber die Software, die ungeahnte Internet-Pfade öffnet, kann noch viel mehr. Mit ihr lässt sich lästiges Geoblocking umgehen oder der Ping beim Spielen beschleunigen. Das Labor von AV-TEST hat zwei bekannte Software-Pakete untersucht und viele Fakten dazu zusammengestellt. Im Test wurden Download-Geschwindigkeiten bei Dateien oder Torrents genauso geprüft, wie die Verschwiegenheit der Unternehmen. Wer mehr Privatsphäre für sich sucht, sollte unbedingt auf VPN setzen.
Wer nach dem Thema VPN sucht, landet schnell bei der Info, dass selbst der Opera-Browser bereits VPN kann. Das stimmt, aber leider steht oft nicht dabei, dass auf diesem Weg VPN nur innerhalb des Browsers zur Verfügung steht und die Geschwindigkeit zu wünschen übriglässt. Wer allerdings bei allen Aktionen unter seinem Windows-, Mac-, iOS- oder Android-System eine VPN-Verbindung möchte, braucht eine VPN-Lösung für private Zwecke.
VPN: versteckte Tunnel ins Internet
Für Laien lässt sich der technische Hintergrund von VPN schnell zusammenfassen: Normalerweise geht die Internetverbindung vom PC oder mobilem Gerät zum Internet-Anbieter, der die passenden Server im Web anspricht und dann die verlangten Daten und Webseiten an den PC bzw. das Endgerät liefert. Dieses ist damit ganz offiziell im Netz unterwegs. Jede Webseite oder jeder Server kennt die IP-Adresse, an die er die gewünschten Daten geliefert hat. Würde jemand das alles illegalerweise auswerten, hätte man schnell ein Profil des Nutzers zusammen.
Mit dem Einsatz einer VPN-Software wird eine Auswertung massiv erschwert oder unmöglich. Sobald die VPN-Software gestartet wurde, gehen alle Wünsche und Anfragen des Anwenders zuerst zu ihr. Nun nutzt sie die normale Internetverbindung aber ihre eigenen Zwischen-Server. Erst von da aus sammelt sie gewünschte Dateien oder Webinhalte ein und liefert sie an den Anwender zurück. Alle Server oder Webseiten erkennen somit einen VPN-Service als Abholer der Daten – der Nutzer bleibt versteckt und meist anonym hinter dem VPN-Service.
Technikpuristen wissen natürlich, dass diese Erklärung von VPN den Vorgang sehr vereinfacht darstellt. Sie gehören auch zur Gruppe, die in einem Test jedes Bit und Byte an Geschwindigkeit oder weitere technische Funktionen interessiert. Für diese Leser hat das Testlabor eine zusätzliche PDF-Datei mit vielen Einzeldaten des Tests angefertigt.
VPN-Software im Testlabor
Im aktuellen Test zeigen die folgenden VPN-Pakete, was alles in ihnen steckt:
Die Tester haben sich im Labor die Leistung der VPN-Pakete angesehen. Dabei geht es natürlich um die Geschwindigkeit beim Zugriff im Internet auf lokale oder weltweite Webseiten und Dienste. Zusätzlich hat das Labor hinter die Kulissen geblickt, was die Hersteller unter Transparenz verstehen und wie sie selbst mit der Privatsphäre der Nutzer umgehen.
Das Labor vergibt allerdings keine klassischen Punkte wie in anderen Tests. Die Produkte müssen diverse Standards erfüllen und erhalten dann vom Labor die Auszeichnung „Approved Virtual Private Network Solution“. Im vorliegenden Test erhalten beide Produkte diese Auszeichnung.
Flotte Downloads, schnelle Videos, fliegende Pings
Zuerst gibt es einen Check auf die Geschwindigkeit, welche die VPN-Software in vielen Bereichen bietet. Dazu prüft das Labor, wie schnell sich Dateien herunterladen oder hochladen lassen, ob große Videos über die Leitung kommen oder ruckeln, sowie die Ping- und Latenzzeit zu Spieleservern. Ein zusätzlicher Test zeigt auch die Datenraten über sogenannte Torrent-Netzwerke. Und weil den Testern diese lokalen erfassten Daten mit Servern in Europa nicht ausreichen, wird der ganze Test mit Servern aus Übersee wiederholt. Also mit Verbindungen von Europa nach Asien, von Europa in die USA, von USA nach Asien und alle Paarungen noch einmal umgekehrt.
Die Tabelle „Performance-Check“ zeigt schnell die Ergebnisse. Da aber viele Leser die Angabe von KByte-Werten oft nicht als gut oder schlecht einordnen können, gibt es nur die Werte von 1 bis 3. Dabei bedeutet 1 den schlechtesten Wert, 3 den besten Wert und 2 ist eine durchschnittliche Leistung, wie sie viele Produkte im Markt leisten. Auch an dieser Stelle: wer die ganz genauen Zahlenwerte in Bits und Bytes wissen will, findet sie im zusätzlichen Technik-PDF zum Test.
Die Zahlen in der Tabelle zeigen schnell, dass beide Produkte im Hintergrund über eine gute ausgebaute Infrastruktur verfügen. Besonders im lokalen Bereich, also wenn die Server auf dem gleichen Kontinent stehen, sind die Werte top. Sie liegen bei Norton und Kaspersky in Sachen Download beim maximalen Wert von 3,0. Kaspersky schafft den Bestwert sogar beim Hochladen von Daten, Norton gute 2,7. Auch die Latenzwerte sind bei beiden VPN-Produkten sehr gut.
Stehen die Server in Übersee, also zum Beispiel bei einer Verbindung von Europa nach Asien, dann wird der Datendurchsatz in der Regel etwas langsamer. Kaspersky kann beim Download seine 3,0 halten, während Norton mit 2,0 doch etwas langsamer ist. Beim Upload ist das umgedreht: Norton 2,1 und Kaspersky nur 1,4. Kaspersky hat nach dem Test geprüft, warum dieser Wert so auffallend niedrig war und nach eigenen Angaben den Fehler gefunden und auch gefixt. Die Latenzzeit ist bei beiden gleich gut: 2,0.
Wer auch per Torrent-Netzwerk Daten übertragen will, kann dabei auf beide Programme setzen. Allerdings mit einem Unterschied: Torrent ist bei Kaspersky einfach ein Programm, dass man ausführt und via VPN nutzt. Die Länderwahl ist hier frei.
Bei Norton muss man sich für Torrent-Sessions via Menü mit vorbereiteten Torrent-Servern verbinden. Wo diese stehen, weiß der Anwender dabei nicht. Daher konnte das Labor diesen Punkt für Norton nicht testen. Mit Kaspersky geht das Übertragen per Torrent sehr schnell: Lokal liegt der Wert bei 2,9, Übersee bei 2,7 von 3.
Wie schnell laufen Videos via VPN? Das ist interessant, da sich via VPN auch sogenanntes Geoblocking umgehen lässt. Ist etwa ein Video in den USA nur für Nutzer aus den USA sichtbar, dann nutzt man einfach als VPN-Ausgangspunkt einen amerikanische VPN-Server und schon ist man USA-Nutzer. Videos sind zwar auch nur Downloads, aber das Labor hat trotzdem ausprobiert, welche Qualität per VPN möglich ist. Im Test liefen selbst 4k-Filme flüssig ab.
Protokolle, Latenzen, Verschwiegenheit
Kasperky und Norton nutzen für ihre Produkte verschiedene VPN-Protokolle. Kaspersky setzt unter Windows auf das schnelle Hydra-Protokoll, bei der iOS- und Android-App auf das altbekannte OpenVPN. Das ist zwar oft etwas langsamer, aber dafür meist stabiler.
Norton verwendet unter Windows, iOS und Android das relativ neue Protokoll Wireguard. Es steht zwar für schnelle Verbindungen, kann sich aber im Test auf Geschwindigkeit nur leicht bei den Übersee-Daten absetzen.
Für Spieler sind die im Test ermittelten Latenzen sehr interessant. Denn sie bestimmen die sogenannten Ping-Zeiten, welche die Reaktionszeit in Spielen übersetzt. Ist der Ping zu langsam, kann der Spieler so schnell reagieren, wie er will – seine Reaktion kommt nicht durch. Aber Kaspersky und Norton empfehlen sich auch für Spieler, da beide sehr gute Latenz-Werte haben, selbst wenn die genutzten Game-Server in Übersee stehen.
In Sachen Transparenz und Verschwiegenheit, sind die Hersteller beider Produkte verlässliche Partner. Die passende Transparenz-Tabelle zeigt schnell, dass Kaspersky und Norton die Privatsphäre der Kunden ernst nehmen. Sie zeigt auch, dass beide Unternehmen nicht mehr Daten sammeln als nötig, Datenschutzerklärungen veröffentlichen und Verantwortliche im Konzern nennen. Kaspersky veröffentlicht sogar immer einen Transparenz-Report.
Mit Hilfe dieser Informationen kann jeder Nutzer selbst abwägen, wem er in Sachen VPN vertrauen will.
Wichtige Extras in Sachen VPN
Ob unterwegs beim WLAN-Zugang oder für das Homebanking: Die VPN-Pakete nutzen Tunnelprotokolle kombiniert mit einer Datenverschlüsselung. Bei beiden Produkten kommt die sichere 256-Bit-AES-Verschlüsselung zum Einsatz.
Gut zu wissen: für wie viele Geräte lässt sich die Lizenz nutzen? Kaspersky macht das einfach und lässt bis 5 Geräte zu. Bei Norton muss man gleich beim Kauf entscheiden, ob man VPN auf 1, 5 oder 10 Geräten nutzen will.
Auch die möglichen Einsatzszenarien sind durch die nutzbaren Betriebssysteme sehr unterschiedlich. Norton Secure VPN gibt es für Windows, iOS und Android. Kaspersky Secure Connection ist da etwas flexibler, da es sich zusätzlich mit Routern, MacOS, AndroidTV und FireTV nutzen lässt.
Zwei gute VPN-Pakete im Ring
Die gute Nachricht: die VPN-Pakete von Kaspersky und Norton liefern gute Leistungsdaten in allen Bereichen, sind transparent aufgestellt und schützen die Privatsphäre der Nutzer. Dafür erhalten beide die Auszeichnung „Approved Virtual Private Network Solution“.
Die im Labor gemessenen Leistungsdaten sind bis auf wenige Ausnahmen recht ähnlich. So ist Kaspersky in der Übersee-Datenrate beim Download zwar schneller als Norton, dafür sind bei Norton die Uploads nach Übersee schneller. Im täglichen Gebrauch unterscheiden sich die Produkte kaum. Wer per Torrent seine Downloads ausführt, kann zwar beide Produkte nutzen, aber bei Norton gibt es keine freie Land- bzw. Serverwahl. Dort muss man voreingestellte Server nutzen. Bei Kaspersky ist das etwas einfacher gelöst.
Text: Markus Selinger