12. November 2020 | VPN Tests
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6 VPN-Pakete im Test unter Windows 10

VPN-Pakete für den Windows-PC eröffnen viele neue Möglichkeiten. So lässt sich anonym Surfen, Geoblocking bei Videoservices umgehen oder den Ping-Wert beim Spielen tunen. AV-TEST hat 6 Pakete auf ihre Leistung getestet und ihre Verschwiegenheit hinterfragt.

6 VPN-Pakete für private Nutzer

– schnelle Downloads & viel Sicherheit

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Mit einer VPN-Software haben Nutzer eines Windows-PC ein besonderes Tool zur Hand, das neue Möglichkeiten eröffnet. Wer einen VPN-Service nutzt, surft damit auf Wunsch völlig anonym durchs Internet. Ganz nebenbei wird die Sicherheit erhöht, da die Verbindung durch einen Datentunnel mit dem VPN-Server kommuniziert. Auch Gamer schätzen VPN, da sie so für besondere Games oder Videos das Geoblocking umgehen können oder in einem Spiel schnellere Pings haben. Der Test untersucht die VPN-Pakete natürlich auf deren Geschwindigkeit bzw. Leistung bei der Kommunikation mit anderen Servern weltweit. Im Fokus ist aber auch die Transparenz der einzelnen Anbieter. Denn man kann nur wirklich anonym in Netz unterwegs sein, wenn der VPN-Server-Betreiber auch die Nutzerdaten und den Datenverlauf gleich oder in Kürze wieder löscht. Daher ist der Test in 5 Schwerpunkte unterteilt: Benutzbarkeit, Sicherheit, Privatsphäre, Geschwindigkeit und Transparenz.

6 bekannte VPN-Pakete im Test

Das Labor hat 6 VPN-Pakete untersucht, auf ihre Leistung geprüft und ihre Verschwiegenheit gecheckt. Mit im Test sind folgende Produkte:

Das Labor prüft einige Produkte bereits zum zweiten Mal, da der erste Test von VPN-Paketen bereits 10/2019 stattgefunden hat. Allerdings hat dieses Jahr der Testpunkt Geschwindigkeit eine Erweiterung erfahren. Jedes Paket wurde auf seine Leistung „Lokal“ und „Übersee“ geprüft. Dabei bedeutet „Lokal“: Die Leistung wurde von einem Server in Europa zu einem anderen Server in Europa gemessen. Das gleiche Verfahren wurde in den USA und in Asien ausgeführt. Der Punkt „Übersee“ bedeutet: Es wurde von einem Server auf einem Kontinent zu einem Server auf einem anderen Kontinent nach Übersee verbunden. Geprüft wurden Verbindungen von Europa nach Asien, von Europa nach USA, von USA nach Asien und alle Paarungen noch einmal umgekehrt. Nach diesen aufwendigen Messungen hat das Labor für jeden Prüfpunkt bis zu maximal 3 Punkte vergeben. Untersucht wurde jeweils die Leistung für Video-Streaming, die Torrent-Datenrate, die Latenzzeit, sowie die Up- und Downstream-Datenrate.

Die neben der Geschwindigkeit untersuchten Punkte Benutzbarkeit, Sicherheit, Privatsphäre und Transparenz haben natürlich diverse Unterpunkte, auf die im Test geachtet wurden. Da dieser Artikel allerdings nicht alle einzelnen Punkte umfassen kann, wurden diese für Interessierte in einer PDF-Datei mit detaillierten Ergebnissen hinterlegt. Weiterhin gibt es noch eine Besonderheit. Kaspersky hat nach Beendigung des Tests festgestellt, dass die im Test verwendete Software-Version einen Fehler hatte. Dadurch wären laut Kaspersky die Testergebnisse im Bereich „Lokal“ besser, wenn man sie jetzt noch einmal mit einer aktualisierten Version nachmessen würde, was wir auch durch stichpunktartige Nachtests bestätigen können.

So schnell arbeiten die VPN-Pakete

Das Labor hat die Leistung der VPN-Pakete in jeder Testaufgabe gemessen und mit maximal 3 Punkten bewertet

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Der große Transparenz-Check

Geben die Anbieter preis, welche Daten sie speichern und wie lange, und wer eigentlich der Anbieter der Software ist?

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So schnell arbeiten die VPN-Pakete

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Der große Transparenz-Check

Geoblocking ade – grenzenloses Video-Streaming

Einige Anbieter von VPN-Paketen werben damit, dass mit Hilfe ihrer Software jeder Nutzer sich Videos über alle Grenzen hinweg ansehen kann, auch wenn der Zugriff an seinem Standort eigentlich untersagt ist. So passiert es zum Beispiel bei YouTube, dass ein Video nur für Nutzer in den USA abspielbar ist, aber nicht für Europäer – oder umgedreht. Dieses Geoblocking wird meist aus lizenzrechtlichen Gründen eingesetzt. Die VPN-Software nutzt aber für den europäischen Surfer als Ausgangspunkt einfach einen Server in den USA. So ist der Nutzer für die Plattform im richtigen Land und spielt das Video ab. Das Umgehen von Geoblocking funktioniert auch bei vielen anderen Services. Allerdings erkennen die Anbieter immer wieder die Tricks per VPN und verbieten den Zugriff. So ist das Umgehen des Geoblocking auch per VPN nie garantiert. Wenn es aber funktioniert, dann ist die via VPN gelieferte Datenrate wichtig, denn sonst ruckeln hochaufgelöste Videos, etwa bei 4k-Auflösung. Hat ein Produkt einen durchschnittlichen Datendurchsatz, so bekommt es dafür 2,0 Punkte. Je nach Leistung gibt es bis zu 3,0 Punkte oder eben weniger.

Gerade bei der Messung in Sachen Video-Streaming sind die Punktwerte sehr unterschiedlich. Betrachtet man die „Lokal“-Werte, dann liegen Kaspersky mit 2,0 und Avira mit 2,1 Punkten auf oder etwas über Durchschnitt. Bitdefender liegt hier mit 3,0 Punkten einsam an der Spitze. Alle anderen Pakete bekommen für ihre Werte nur zwischen 1,6 und 1,7 Punkte. Die Werte für „Übersee“ sind nur bei Bitdefender mit 2,8 und bei Kaspersky mit 2,9 Punkten interessant. Alle anderen VPN-Pakete erreichen bei „Übersee“ nur 1,0 bzw. 1,1 Punkte.

Wenn der Ping das Spiel bestimmt

Viele Gamer nutzen für diverse Spiele nicht nur die Server in ihrem Land oder Kontinent. Ist der Server relativ nahe, dann ist in der Regel die Latenzzeit sehr niedrig. Die Latenzzeit bestimmt die Ping-Zeit und diese wiederum die Reaktionszeit einer Figur oder eines Gerätes im Spiel. Ist ein Server weit entfernt, dann steigt die Latenzzeit – die Reaktionszeit wird somit schlechter. Daher nutzen Gamer oft VPN, um sich direkt mit einem entfernten Server zu verbinden und so niedrigere Latenzzeiten zu erreichen. Der Test zeigt, dass die Werte hier sehr unterschiedlich sind. Im Bereich „Lokal“ liefern die Pakete von Avast, AVG, Avira und HMA so gute Werte, dass sie dafür 2,8 bis 3 Punkte erhalten. Bitdefender und Kaspersky haben höhere Latenzzeiten und erhalten jeweils nur 1,4 Punkte. Im Bereich „Übersee“ ist das Bild ein anderes. Hier liegt Bitdefender leicht schwächer bei 1,8 Punkten; alle anderen Pakete bei 2,0 Punkten. Muss allerdings im Spiel permanent ein zusätzlicher Download erfolgen, dann liefern zwar alle Pakete „Lokal“ eine akzeptable Downstream-Datenrate. Aber „Übersee“ bekommen nur Bitdefender und Kaspersky Downloads schnell hin mit jeweils 3,0 Punkten. Alle anderen sind wesentlich langsamer und erhalten nur 1,0 Punkte.

Anonymes Surfen, Downloads und Uploads

Jeder der anonym durch das Netz surft, will eine stabile, schnelle Leitung und bei Bedarf auch schnelle Downloads. Wie anonym das Surfen wirklich ist, klärt der Punkt „Transparenz“ und die entsprechende Tabelle. Dort ist zum Beispiel festgehalten, wie die Anbieter die Daten der Nutzer behandeln, ob und wie lange sie gespeichert werden und ob diese Informationen für Nutzer frei zu finden sind. Die Tester haben dazu die Webseiten aller Hersteller besucht und deren Angaben gecheckt. Die meisten Hersteller im Test geben viele Informationen im Bereich Transparenz preis. Lediglich Avira macht keine Angaben, wie die Daten gesichert werden. Für Nutzer steht zwar nun fest, dass ihre Daten sicher sind, aber liefern die Pakete auch schnelle Up- und Downloads?  Beim Punkt Downstream-Datenrate gibt es zwei klare Empfehlungen und das sind die Pakete von Bitdefender und Kaspersky. Sie haben kumuliert die besten Werte bei „Lokal“ und „Übersee“ mit 2,0 bis 3,0 Punkten.

Will ein Nutzer nicht nur Daten herunterladen, sondern auch öfter hochladen, sieht der Leistungsvergleich in Sachen Upstream-Datenrate ganz anders aus. Im „Lokal“-Vergleich sind die Pakete von Bitdefender und Kaspersky die mit den wenigsten Punkten. Avast, AVG, Avira und HMA zeigen hier bessere Werte und bekommen dafür 2,0 bis 2,8 Punkte von bis zu 3 Punkten. Im „Übersee“-Test hingegen gehören Bitdefender und Kaspersky wieder zur Spitzengruppe, wie auch Avira und HMA. Alle vier liegen zwischen 2,6 und 2,9 Punkten. AVG und Avast erhalten lediglich 1 Punkt. Schaut man sich die vier Werte von Up- und Downstream pro Paket im Vergleich an, so ist VPN von Bitdefender mit die beste Wahl.

Spezialdienst Torrent-Netze

Die Nutzung von Torrent-Netzwerken ist technisch gesehen eine gute Idee. Denn in dieser Art Netzwerk ist jeder PC-Nutzer mit einer passenden Torrent-Software auch gleich ein Server. Über Torrent werden große Dateien in viele kleine Dateiblöcke gesplittet und verteilt. Damit verteilende Server entlastet werden, leiten PC-Nutzer bereits empfangene Dateiblöcke auch an andere Suchende weiter. Wer in dieser Art Netzwerk sicher unterwegs sein will, kann dazu auch VPN nutzen. Die meisten untersuchten Pakete bieten dabei ihre Hilfe an. Avira und Avast haben die Torrent-Unterstützung noch nicht komplett implementiert. Auf einigen ihrer Server gibt es noch kein unterstütztes Torrent-Protokoll. Daher gibt es für sie keine Testdaten. Gute Datendurchsätze beim „Lokal“- und beim „Übersee“-Test können nur Bitdefender und Kaspersky vorweisen. Sie erhalten dafür zwischen 2,3 und 2,7 Punkte. AVG und HMA können zwar auch Torrent-Verbindungen per VPN managen, aber deren Datendurchsätze sind dürftig und reichen nur für 1,4 bis 1,8 Punkte.

HMA – HideMyAss!

Mit einem Klick prüft HMA mit dem Speedtest die VPN-Verbindung

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Bitdefender Premium VPN

Das VPN-Tool schaltet sich auf Wunsch automatisch ein, sobald man unbekannte Netzwerke nutzt

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Avira Phantom VPN Pro

Die VPN-Software blockt auf Wunsch als einziges Produkt im Feld auch Malware oder verseuchte Websseiten

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AVG Secure VPN

In der verfügbaren Server-Liste zeigt AVG gleich an, welche weiteren Services zur Verfügung stehen, wie etwa Video oder Torrent

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Avast SecureLine VPN

Neben einer Browser-Erweiterung für VPN-Funktionen bietet Avast auch einen Secure Browser zum Download an

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Kaspersky Secure Connection

Das Kaspersky-VPN-Tool informiert nicht nur bei einer gesicherten WLAN-Verbindung, sondern auch, wenn die Verbindung nicht geschützt werden kann

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HMA – HideMyAss!

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Bitdefender Premium VPN

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Avira Phantom VPN Pro

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AVG Secure VPN

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Avast SecureLine VPN

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Kaspersky Secure Connection

Fremde Netzwerke nutzen

Ein guter Einsatzzweck für VPN ist auch die geschützte Nutzung von fremden Netzen oder WLANs. So lassen sich etwa mit dem Smartphone oder dem Notebook jederzeit offene Netze nutzen und man ist dabei gut abgesichert. Denn die Kommunikation verläuft durch einen gesicherten Tunnel, der durch das fremde Netz geleitet wird. Verdeckte Angriffe sind so nicht möglich. Das verhindern die VPN-Tunnelprotokolle kombiniert mit einer Datenverschlüsselung, bei der in der Regel 256-Bit-AES eingesetzt wird. Daher wird VPN von vielen Anwendern im Zusammenspiel zum Beispiel mit Online-Banking genutzt.

Bei diesem Bereich sind zwar auch die Up- und Downloadraten der Pakete interessant, aber meist nicht der ausschlaggebende Punkt für die VPN-Nutzung. Wie bereits zuvor erwähnt, hat Bitdefender in allen Up- und Download-Szenarien gute Werte. Achtet man nur auf den Download, dann ist auch das Kaspersky-Paket ein Partner mit guten Werten.

Die Anbieter versprechen Transparenz

Wie bereits im Bereich Download erwähnt, ist es wichtig, ob und wie ein VPN-Anbieter die Verbindungdaten seiner Kunden speichert. Das erklären die meisten Anbieter auf ihren Webseiten so klar, dass das jeder nachvollziehen kann. Aber auch zu sich selbst muss das Unternehmen einiges preisgeben. Etwa, welches Unternehmen steht hinter dem Service und wo ist es angesiedelt? Oder weitere Informationen, wie Geschäftsführung, die Firmenadresse, der Gerichtsstand, sowie viele Angaben zur EU-Datenschutz-Grundverordnung kurz EU-DSGVO. Dort ist festgelegt, wie mit Nutzerdaten verfahren werden muss. Auch das machen alle Anbieter im Test für alle Nutzer frei zugänglich. Eine öffentliche Anzeige eines Transparenz-Reports bieten allerdings nur Avast, Avira und HMA.

Wurde ein Anbieter von einer staatlichen Stelle zur Herausgabe von Daten gezwungen, so darf er das in der Regel nicht veröffentlichen. Daher nutzen die Anbieter einen Trick. Sie geben den Punkt „Warrant Canary“ an und stellen ein ständig aktualisiertes Datum daneben. Mussten Daten abgegeben werden, steht dort plötzlich kein Datum mehr und jedem ist klar, was passiert ist. Die „Warrant Canary“-Info bieten alle Pakete, außer Bitdefender und Kaspersky.

Das richtige VPN für jeden Zweck

Ein direkter Testsieger lässt sich bei VPN-Paketen nicht ermitteln, denn es hängt davon ab, wofür man VPN nutzen will. Wer viele Up- und Downloads ausführt und auch noch Torrent-Netzwerke nutzt, hat in der Leistungstabelle schnell seine persönlichen Favoriten ausgemacht. Es dürften die Pakete von Bitdefender oder Kaspersky sein. Ein ähnliches Bild zeigt sich, wenn ein Anwender recht viele Videos streamen und dabei auch noch das Geoblocking aushebeln will. Auch hier haben Bitdefender und Kaspersky die Nase vorn.

Ein Gamer hingegen, der auf exzellente Ping-Zeiten setzt, wird mit Bitdefender oder Kaspersky nicht glücklich. Deren Ping-Zeiten sind zu hoch. Hier sind die Pakete von Avast, AVG, Avira und HMA deutlich besser. Zum Surfen in fremden Netzen sind in Sachen Sicherheit alle Pakete zu empfehlen. Hier kann sich der Nutzer auf die besten Werte für seinen persönlichen Einsatz, zum Beispiel die Download-Werte konzentrieren.

VPN – Privat-Paket oder Industrie-Technik

David Walkiewicz
David Walkiewicz
Leiter Test Research

VPN-Pakete für den privaten Einsatz und VPN-Lösungen für Unternehmen werden oft verwechselt, obwohl sie grundverschieden sind.

Das Kürzel VPN steht für Virtual Private Network und ist nur eine technische Bezeichnung. Sie beschreibt, dass in einem öffentlichen Netzwerk mit Hilfe eines Datentunnels ein privates Netzwerk im Netz geschaffen wird. Soweit die grundsätzliche Technik.

Die VPN-Pakete für private Nutzer arbeiten folgendermaßen: die VPN-Software auf dem PC oder dem mobilen Gerät des Nutzers baut einen Datentunnel via Internet zu einem Server eines VPN-Anbieter auf, der in fast jedem Land der Welt stehen kann. Von dort aus werden dann die Anfragen des entfernten VPN-Nutzers gestartet. Damit sieht es so aus, als würde der Nutzer im Land des VPN-Anbieters online gehen, obwohl er vielleicht tausende Kilometer entfernt sitzt.

VPN-Lösungen für Unternehmen arbeiten anders. Mit Hilfe einer Client-Software wird ein Mitarbeiter-PC mit einem Server im Unternehmen verbunden und hat dabei auch oft Zugriff auf Datenserver. Auch viele Internet-Abrufe laufen gesichert über das Unternehmen und entschärfen so professionell viele Gefahren. Da der Datentunnel geschützt und auch die Kommunikation verschlüsselt ist, kann niemand in die Verbindung eindringen und sie auch nicht abhören. In der Unternehmenslösung kann der Nutzer auch keine speziellen Services oder Server in verschiedenen Ländern auswählen. Die Anwendung ist eine völlig andere. Vielleicht entscheidet sich die Software-Industrie dazu, den Paketen in Zukunft andere Namen zu geben. So wären die Bezeichnungen „Privat-VPN“ und „Unternehmens-VPN“ vielleicht schon eine kleine Hilfe.

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