22. August 2016 | Kinderschutz
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Test: Kinderschutz-Apps für Android

Mit einem Smartphone haben auch Kinder das Internet in der Hosentasche und sind meist 24 Stunden online. Reicht zum Schutz der Kleinen eine Security-Software für Android mit Kinderschutz-Funktionen oder soll es doch besser eine spezielle Kinderschutz-App sein? Das Team von AV-TEST hat das geprüft und hat die verlässliche Antwort.

Kinderschutz-Apps für Android

im Zertifikatstest.

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Ab wann Kinder ein Smartphone mit Internet-Zugang haben, hängt nicht von ihrem Alter oder ihren Fähigkeiten ab. Viele Kinder unter 10 Jahren gehen souverän mit einem mobilen Gerät um. Vielmehr sind nur noch die Eltern die Entscheider, ab wann das Kind ein Smartphone zur Verfügung hat. Aber durch Anrufe, SMS, Chats, Mails oder Webseiten kann die Kinder jeder ansprechen, ohne dass Eltern das mitbekommen müssen. Viele Security-Apps schützen nicht nur gegen Viren und Co, sondern bringen auch einige Kinderschutz-Funktionen mit. Aber reichen diese wirklich aus um das Kind kompetent vor Schaden zu bewahren? Das Team von AV-TEST hat 3 bekannte Security-Apps und 3 spezielle Kinderschutz-Apps miteinander verglichen. Das geht natürlich nur zum Teil, da die speziellen Apps viel mehr Funktionen haben. Folgende Produkte wurden verglichen:

- die Kinderschutz-Apps ESET Parental Control, Kaspersky Safe Kids und Norton Family

- Security-Apps mit Kinderschutz-Funktionen: F-Secure Mobile Security, Quick Heal Total Security und Trend Micro Mobile Security

Filterung von Links und Internet-Seiten

Normale Schutz-Apps sind gegenüber Kinderschutz-Apps beim Filtern zwar in etwa gleich gut, haben aber keine weiteren Funktionen .

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Steuerungs- und Zusatzfunktionen

Die Kinderschutz-Apps lassen sich von den Eltern sogar aus der Ferne steuern oder lokalisieren.

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Ausführliche Berichte

Im Grunde protokollieren die Apps fast alles, was das Kind am Gerät macht, und liefern ausführliche Berichte.

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ESET Parental Control

Jede einzelne App kann der Anwender erlauben oder sperren – die App gibt dann dem Kind auch Hinweise.

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Kaspersky Safe Kids

Als Besonderheit lässt sich ein erlaubter Bereich festlegen, in dem sich das Kind bewegen darf oder soll.

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Symantec Norton Family

Die Berichtsfunktion ist übersichtlich aufgebaut und reportet auch sehr ausführlich an die Eltern.

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1

Filterung von Links und Internet-Seiten

2

Steuerungs- und Zusatzfunktionen

3

Ausführliche Berichte

4

ESET Parental Control

5

Kaspersky Safe Kids

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Symantec Norton Family

Filterung nach Kategorien

Die Kinderschutz-Funktionen der Security-Apps sind meist auf das Filtern von Links und Webseiten beschränkt. Das ist auch der Punkt, in dem man die Apps vergleichen kann. Sie nutzen einfach Schlagworte die nach Kategorien sortiert sind. Je nach Programm gibt es unterschiedlich viele davon. Im Test wurde die Filterung von über 6.900 Webseiten in den folgenden Kategorien geprüft, auch wenn eine App diese nicht speziell zur Verfügung stellt:

- Sex, Nacktheit, Pornografie
- Chats & Foren (alle)
- Dating & Treffs
- Filesharing
- Glücksspiele
- Unterhaltungsspiele (alle)
- Shopping-Seiten und Auktionen
- Waffen & Munition

Die Apps sollten die nicht geeigneten Internet-Seiten im Schnitt mit mindestens 80, besser 90 Prozent ausfiltern. In der Gegenprobe wurden alle Apps mit 3.000 definitiv kindgerechten Webseiten geprüft. Auch diese Seiten sollten im Schnitt mit einer Rate von mindestens 90, besser 95 Prozent korrekt erkannt werden.

Für den Vergleich wurde jeweils eines der in den Apps angebotenen Profile für 7-jährige Kinder ausgewählt. Die speziellen Kinderschutz-Apps halten 3 oder 4 Profile zur Auswahl bereit.

Mit den erzielten Ergebnissen können sich die Apps sehen lassen. Sie liegen alle in den geforderten Raten bei der Filterung. Besonders in den Bereichen Sex, Waffen und Glücksspiele sind sehr hohe Blockraten zu finden. Noch genauer können die Hersteller kaum blocken, da sie sonst im Gegenzug auch eine hohe Rate von geeigneten Seiten blockieren. Dieses so genannte Overblocking sollen und wollen die Hersteller vermeiden.

Spezialfunktionen für Eltern & Kind

Mit dem Erkennen von Links und Webseiten ist das Thema Kinderschutz bei den normalen Security-Apps meist erledigt. Bei den speziellen Apps für den Kinderschutz fangen die eigentlichen Funktionen hier erst an.

Nutzer der Kinderschutz-Apps können in Sachen Filterung weiter an der Schraube drehen, in dem sie zusätzliche Kategorien festlegen oder Seiten ausschließen. So hat zwar die App von ESET keinen Suchmaschinen-Schutz, wie etwa Kaspersky Lab oder Symantec. Aber bei ESET lassen sich diese mit Hilfe der Kategorien sperren.

Auch die Nutzung von Internet, Apps oder des gesamten mobilen Geräts ist zum Teil steuerbar. Am meisten bietet hier Kaspersky Lab, wobei es aber den Internetzugang nicht reguliert. Auch das Sperren von Programmen können alle Apps. Bei der Überwachung der Aktivitäten innerhalb der Facebook-App muss ESET passen. Die anderen Apps verfassen darüber Berichte. Viele Eltern möchten auch aus der Ferne, also etwa Zuhause oder im Büro einen Zugriff auf das mobile Gerät haben und es eventuell wie ein Administrator steuern. Das ist mit allen Apps genauso möglich, wie das schnelle Lokalisieren des Geräts auf einer Karte im Internet.

In die Telefonate mischt sich allerdings keine der Apps ein. So ist keine Gesprächssperre für ankommende oder abgehende Gespräche möglich.

Berichte als Verräter

Auch wenn die Eltern nicht direkt eingreifen, so merken sich die Apps sehr viel von dem, was am Gerät gemacht wurde. Alle Apps notieren sich die besuchten Webseiten. Auch die nicht erlaubten, aber aufgerufenen Seiten, werden durch die Apps protokolliert. Die Programme von Kaspersky Lab und Symantec speichern sogar die Suchhistorie.

Zwar können alle Schutz-Apps die Nutzung von anderen Apps sperren, aber Kaspersky Lab geht noch einen Schritt weiter: wird versucht eine blockierte App zu starten, dann wird das notiert und im Bericht erwähnt. Werden freie Apps am Gerät genutzt, dann notieren das ESET und Kaspersky Lab ganz penibel im Bericht samt Nutzungstag und Dauer.

Damit die vorliegenden Berichte nicht nach Verstößen durchforsten werden müssen, liefern alle Apps eine bei Eltern beliebte Gesamtübersicht der Verstöße.

Schutz- oder Spezial-App?

Die Frage nach der richtigen App können sich Eltern schnell selbst beantworten: reicht ihnen die Filterung von Webseiten oder möchten sie ein mobiles Gerät mit Android sehr umfänglich überwachen? Die Filterung von Webseiten funktioniert mit allen Apps sehr gut. Aber nur mit den speziellen Kinderschutz-Apps klappt das, was viele Eltern eigentlich unter Kinderschutz verstehen. Die Hersteller bieten mit Hilfe von Online-Nutzerkonten schnellen Zugriff auf das Gerät. So bekommt man eine Übersicht über das Smartphone oder Tablet und kann sogar live eingreifen. Je nach Produkt, lässt sich die Nutzungsdauer einer App, des Internets oder des gesamten Geräts steuern.

Empfehlenswert sind die Kinderschutz-Apps allemal, denn Kinder sind mit einem solchen Gerät unter Umständen 24 Stunden lang erreichbar – für Jedermann. Damit Eltern wissen, dass die angebotenen Apps einem gewissen Sicherheitsstandard entsprechen, hat AV-TEST die Kinderschutz-Apps von ESET, Kaspersky Lab und Symantec zertifiziert. Andere gleichwertige Apps werden sich mit Sicherheit auch bald zertifizieren lassen.

Kinderschutz-Software: Zertifikat für ESET, Kaspersky Lab und Symantec

AV-TEST zertifiziert nur Hersteller, deren App die Voraussetzungen erfüllt.
AV-TEST zertifiziert nur Hersteller, deren App die Voraussetzungen erfüllt.

Damit Anwender bzw. Eltern sich im Dschungel der Kinderschutz-Apps leichter orientieren können, zertifiziert das Institut AV-TEST die Apps, die den Anforderungen entsprechen und den Test bestehen.

Die geprüften Apps müssen bei Webseiten die geforderten 80 Prozent Filterleistung erbringen. Bei geeigneten Seiten darf dagegen die Blockrate nicht höher als 10 Prozent liegen. Zur Zertifizierung müssen aber noch mehr Punkte erfüllt sein. So muss es verschiedene Profile für Kinder unterschiedlichen Alters geben und das Programm muss die Eltern bei der Einrichtung unterstützen. Als weitere Funktion muss sich die Nutzungszeit des Geräts oder des Internet-Zugangs regulieren lassen. Eine laufende Kinderschutz-App darf sich auch nicht einfach beenden oder deinstallieren lassen. Eine weitere Voraussetzung ist das Berichtswesen mit einer Gesamtübersicht.

Die Produkte ESET Parental Control, Kaspersky Safe Kids und Symantec Norton Family haben alle Prüfpunkte bestanden und erhalten daher von AV-TEST das Zertifikat „APPROVED Parental Control Android 07/2016".

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