12. August 2015 | Kinderschutz
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Test: 12 Android-Apps für mehr Kinderschutz auf dem Smartphone

Viele Kinder zwischen 7 und 14 Jahren haben bereits ein eigenes Smartphone. Daher sollten Eltern darauf achten, dass eine der vielen installierten Apps für den Kinderschutz sorgt. Was diese Apps im Alltag leisten, und wie gut sie sich steuern lassen, hat AV-TEST ausführlich getestet.

Smartphones mit Internet

Knapp 30 Prozent der 8-jährigen Kinder haben bereits ein eigenes Smartphone.

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Das Tor zur Welt in der Hand eines 7 Jahre alten Kindes. So einfach könnte man ein Smartphone mit Internet-Zugang beschreiben. Aber bekanntlich kann man nicht nur durch ein Tor hinausgehen, sondern andere können auch hereinkommen. Und genau an dieser Stelle greift eine Schutz-Software für Kinder ein: sie gibt dem Kind nicht nur die passenden Wege im Internet vor, sie bewacht gleichzeitig den Eingang vor allem und jedem, was nicht hinein soll.

Der größte Teil verkaufter Smartphones arbeitet mit Android. Daher bietet der Markt auch einiges an Kinderschutz-Software an. Diese steckt in vielen Security-Apps bereits als Schutz-Modul. Es gibt aber auch separate Apps, die sich um nichts anderes kümmern als den Kinderschutz. Das Labor von AV-TEST hat die Arbeitsweise von insgesamt 12 Apps untersucht. 4 davon sind Security-Pakete mit Schutz-Modulen für Kinder, 8 sind reine Kinderschutz-Apps. Die Apps sind von Bitdefender, eScan, F-Secure, Kiddoware, McAfee, Mobicip, Net Nanny, Quick Heal, Salfeld, Screen Time Labs, Symantec und Trend Micro.

Kinderschutz-Apps für Android

Die Technik und Logik in den Apps sortieren recht gut geeignete und ungeeignete Webseiten.

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Test Android-Apps für den Kinderschutz

In Sachen Zusatzfunktionen sieht es bei den meisten Apps eher dünn aus.

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Report-Funktionen in Kinderschutz-Apps

Nur wenige Apps zeichnen auf, wo und wie lange ein Kind mit dem Smartphone online war.

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Norton Family

Die App filtert zwar gut Webseiten, ist aber dabei schon fast zu streng.

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Salfeld

Die App nutzt einen eigenen Browser für den Schutz der Kinder vor ungeeigneten Webseiten.

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Kinderschutz-Apps für Android

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Test Android-Apps für den Kinderschutz

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Report-Funktionen in Kinderschutz-Apps

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Norton Family

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Salfeld

Viele empfehlenswerte Apps

Im Test wurden die Funktionen und der Umfang geprüft, sowie die Filter- und Erkennungsleistung für das Web gecheckt. Unter dem Strich machten fast alle geprüften Apps einen guten Job. Die größten Unterschiede bei den Beschützer-Apps liegen in der Ausstattung und im Funktionsumfang.

Das Hauptaugenmerk bei Kinderschutz-Apps gilt der Sortierung und dem Blockieren von Webseiten und Inhalten. Damit ein Kind nur die passenden Webseiten abrufen kann, muss nach der App-Installation das Alter des Kindes angegeben werden. Im Labor hat man dafür den fiktiven 7 Jahre alten Timmy gewählt und die Programme entsprechend eingestellt, bzw. ein passendes fertiges Profil gewählt. Für das Filtern der Webinhalte gibt es verschiedene Wege: per Whitelisting lassen sich Webseiten exakt definieren. Das Kind kann dann auch ausschließlich diese ansurfen. Die zweite Möglichkeit ist, dass die App die Seiten nach Namen und Inhalten logisch auswertet. Dazu bieten die meisten Programme Kategorien an, bei denen sich der Zugriff noch weiter justieren lässt. Je nach Profil sind alle Kategorien aktiviert und die aufgerufenen Seiten werden von der Software klassifiziert und der Zugang bzw. Zugriff verweigert.

Über 10.000 Webseiten in der Auswertung

Im Test wurden die Technik bzw. die Auswertungslogik der Apps geprüft. Dazu musste jede App über 6.000 Seiten aussortieren, die definitiv nicht für Kinder geeignet sind. Als Gegenprobe wurden in einem weiteren Testabschnitt 4.500 kindgerechte Webseiten aufgerufen. Die Schwierigkeit dabei ist folgende: eine Märchenseite ist eindeutig für Kinder. Die Webseite eines Autohändlers ist zwar keine Kinderseite, aber dennoch kindgerecht und sollte daher nicht blockiert werden. Die Logik der Apps musste richtig analysieren und aufpassen, dass nicht zu viele Seiten fälschlich gesperrt wurden. Denn ist das ständig der Fall, sind Kinder genervt und versuchen nur noch, den Kinderschutz zu umgehen oder gleich ganz los zu werden. Im Ergebnis fällt auf, dass die Apps, die in den Kategorien recht gut blocken, wie Symantec, Quick Heal oder F-Secure, dafür bei der Gegenprobe zu viele kindgerechte Seiten ebenfalls blocken. Die besten Apps in der Gegenprobe, wie Mobicip, Kiddoware oder Salfeld sind dafür wieder etwas schwächer beim Filtern der Kategorien.

Die App von Screen Time Labs filtert gar nichts aus. Mit der App lässt sich nur der Browser sperren oder öffnen. Ist das Smartphone online, so kann man via Parental Control das Gerät aus der Ferne sperren, etwa mit einem mobilen Gerät der Eltern.

Teilweise kaum Zusatzfunktionen

Die Ausstattung der einzelnen Apps mit weiteren Funktionen ist sehr unterschiedlich. Das beginnt mit dem Suchmaschinen-Schutz (Safe-Search), der durch die Apps automatisch eingeschaltet werden sollte. Bei Google, Bing oder etwa Yahoo lässt sich dieser Schutz aktivieren. Ab sofort filtert dann bereits die Suchmaschine alle Suchergebnisse aus, die Filme, Bilder oder Texte für Erwachsene beinhalten. Diese Funktion bringen nur die Apps von F-Secure, Mobicip, Net Nanny und Symantec mit.

Viele Eltern würden mit Sicherheit auch gerne Sperrzeiten für das Gerät, den Internet-Zugang oder für Apps nutzen. Aber auch diese Zusatzfunktionen sind dünn gesät. 7 von 12 geprüften Apps bieten nur eine der genannten Sperrfunktionen, die Salfeld-App zwei.

Kiddoware, Screen Time Labs und Symantec erlauben die Geräte-Sperre auf Zeit. Während dieser Phase lässt nur die App von Symantec auch Notrufe zu. Die anderen Apps nicht!

Weiterhin lassen sich mit den mobilen Tools auch Apps sperren, Facebook überwachen und zeitgesteuert an- oder abgehende Gespräche blockieren. Aber auch diese Funktionen stehen nur bei einzelnen Apps teilweise bereit, wie die mitgelieferte Tabelle zeigt.

Zugriff oder Steuerung aus der Ferne

Etwa die Hälfte der Schutz-Apps für Kinder bietet ein Webportal, welches den Eltern die Verwaltung aus der Ferne ermöglicht oder auch alle aufgezeichneten Aktivitäten übersichtlich darstellt. Bei einigen Apps ist über diese Webseite auch die Lokalisierung des Smartphones möglich. Diese Funktion ist eigentlich dafür gedacht, ein verlorenes Gerät leichter wiederzufinden.

Die App-Hersteller mit einem Webportal bieten in der Regel darüber auch Report- oder Log-Funktionen an, damit man ein Kind leichter überwachen kann. Dort finden sich dann Listen von besuchten und geblockten Webseiten, eine Suchhistorie, Listen geblockter Apps, die man versucht hat zu starten, und Übersichten aller Verstöße gegen die Regeln. Wie lange das Handy genutzt wurde, zeigt nur die App von Screen Time Labs an. Insgesamt sind die Log- und Report-Funktionen nur bei wenigen Apps mit im Angebot.

Welche App ist nun die Beste?

Die beste App oder einen Sieger gibt es nicht. Dafür sind die Ausstattungen der Apps und deren Philosophie beim Filtern, Erkennen und Reporten zu verschieden. Der Tipp der Tester: je jünger die Nutzer sind, desto automatisierter sollten Webseiten und Angebote geblockt werden. Denn 7 bis 10 Jahre alte Kinder sind nicht so schnell von gesperrten Seiten frustriert – sie surfen einfach weiter. Jugendliche sind durch zu viel geblockte Seiten schnell genervt und suchen nach Wegen, die Software auszuhebeln. Daher empfehlen die Tester an dieser Stelle weniger Sperrungen, aber dafür gute Log- und Report-Funktionen. Auch ein persönliches Gespräch, über bestimmte Themen, die das Internet bietet, sollte nicht fehlen.

Immer mehr Kinder haben eigene Smartphones

Leiter Test Research: David Walkiewicz
Leiter Test Research: David Walkiewicz

Wenn Kinder ein eigenes Smartphone haben wollen, so steigt der Druck auf Eltern immens. Schnell führen die Kleinsten in der Familie an, dass bereits 80 Prozent ihrer Freunde ein mobiles Gerät ihr Eigen nennen.

Auf diese Weise hat sich in den letzten Jahren bei Kindern ein stetig wachsender Besitzstand an Smartphones entwickelt, der sich kaum noch statistisch abfragen lässt. Die letzten Studien, die über mehrere Jahre liefen, prognostizieren alle ein rasantes Wachstum. Besonders Kinder aus Industrienationen wie Japan, USA, England oder Deutschland besitzen meist ein Smartphone, ersatzweise ein Tablet oder beides. In diesen Ländern sollen nach Umfragen bereits etwa 30 Prozent aller 8 bis 10 Jahre alten Kinder ein Smartphone besitzen. In den weiteren Altersklassen steigen die Zahlen rasant an – etwa 5 bis 10 Prozent pro Lebensjahr. In diesen Quoten sind Kinder nicht mitgezählt, die Zugriff auf das Handy ihrer Eltern haben oder ein eigenes Notebook besitzen!

Mit einem Smartphone können Kinder jeden Tag, jede Sekunde online sein. Das haben Eltern alleine zeitlich schon nicht mehr im Griff. Von daher sollte eine Kinderschutz-Software zumindest bei den 6 bis 14 Jahre alten Kindern der Standard sein.

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